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Mathias Weber, Broschüre, Köln 19. 2. 1803, Holzschnitte, Titelseite: 18 x 12 cm
(aufgeklappt: 18 x 24 cm) Kölnisches Stadtmuseum - Bibliothek

 

Die Hinrichtung des Fetzers


Am 19. Februar 1803 - dem 28. Pluvoise des Jahres XI - wurde auf dem Kölner Altermarkt der Räuber / Mathias Weber, genannt "der Fetzer", guillotiniert. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Köln und die letzte eines Räubers. Geschäftstüchtige Händler hatten die Geschichte des "Fetzers" - wie unser Bild zeigt im vorhinein - illustrieren und drucken lassen.  


Wer war dieser Matthias Weber? 
Er wurde 1778 in
Grefrath bei Krefeld als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren. Die Mutter starb früh, der sich selbst überlassene Knabe erhielt keinerlei Unterricht und galt als verwahrlost. Mit 11 Jahren kam er - wie damals üblich - als Knecht in die Dienste von Schloss Neersdonk. Dort schätze man den gewitzten Jungen. Aber immer wieder gab es Konflikte, deshalb wechselte er zur holländischen Armee, wo es ihm jedoch auch nicht behagte und er desertierte. Noch keine 16 Jahre alt, verübte er seinen ersten Raub. Bald wurde er der Anführer von Räuberbanden, die beide Seiten des Rheins heimsuchten. Sein streitsüchtiger Charakter und seine Grausamkeit gegen Untergebene brachten ihm den Namen "der Fetzer" ein.  
 
Etwa
1798 kam Fetzer in Kontakt mit Johann Müller aus Wetzlar. Sie schufen eine gefürchtete Bande mit Hauptsitzen in Deutz und Neuwied. Aber auch in Köln konnte man Mathias Weber finden. Sein ‚Hauptquartier´ war das Bordell von "Düwels Trück" (also von Gertrud Düwel oder Teufel) in der Schwalbengasse. Hier wurde auch der Überfall auf das Neusser Rathaus geplant, bei dem eine Figur des hl. Quirinus und eine silberne Weltkugel geraubt wurden.   1799 überfiel die Bande von Weber und Müller den Köln-Elberfelder / Postwagen, der wöchentlich eine große Summe transportierte. Bei einem Waldkapellchen hatte sich die Bande versammelt, wo sie die Nachricht erhielt, dass der Postwagen in Langenfeld vor dem Haus des Wirtes Jansen stehe. Um Mitternacht erreichte der Trupp sein Ziel und überfiel mit Pistolenschüssen den bewachten Wagen. Der Wirt, seine Ehefrau und die übrigen Hausbewohner wurden gefesselt und geknebelt. Insgesamt erbeutete die Bande 13.000 Reichstaler (1 Reichstaler = 2 Tagesverdienste eines Meisters = 80 Brote). Die Diebe entflohen per Schiff. Bald waren der "Fetzer" und sein Kompagnon Müller wieder in Deutz anzutreffen. Weitere Raubzüge bis nach Westfalen und den Rhein hinauf folgten. Bei einem Überfall in Schwerte wurde ein Bauer gar schwer verletzt.  


Weber wurde mehrfach arretiert, aber jedes Mal gelang ihm auf spektakuläre Weise die Flucht. In Neuss sprang er aus dem Mühlenturm 7 Meter tief in die Freiheit, in Neuwied entwich er durch eine
Falltüre im Boden seines Arrestzimmers. Schließlich war seine Bande durch Verhaftungen und Flucht aber doch dezimiert, er selbst musste sich verbergen. Er wurde mittlerweile nicht nur von den Franzosen (das linke Rheinufer gehörte seit 1797 zu Frankreich), sondern auch in Hessen und Preußen gesucht. Deshalb ging er zur kaiserlichen Armee, desertierte aber bald wieder. Zuletzt verhaftete man ihn wegen Landstreicherei in Frankfurt/Main. In Köln kam er vor Gericht und wurde zum Tode verurteilt. Der "Fetzer" gestand 181 gelungene und 122 misslungene Einbrüche und Überfälle. Seinen Gewinn bezifferte er auf 14 700 Gulden (29 400 Reichstaler), den er aber fast so rasch wie erbeutet wieder verprasst habe.  
Was seine
Zeitgenossen besonders schockierte, war die Ermordung seiner Ehefrau. Er hatte sie vor den Augen der beiden gemeinsamen Kinder erschlagen - wie oben links dargestellt - und ihre Leiche heimlich begraben.  
Auch auf dem Weg zum
Schafott blieb Weber seinem Ruf, furchtlos und tollkühn zu sein, treu. Er äußerte Freude über die vielen, seinetwegen zusammen geströmten Menschen, sprang, um nochmals einen guten Sprung zu tun, in einem Satz vom Karren auf die Erde, trabte die Treppe zur Guillotine hinauf, besah sich das Messer, ließ es probeweise einige Male fallen und starb als Volksheld.

 

Text von R.  Wagner

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